Maria I. (Maria Schmorleitz) wird als Holunderkönigin in den kommenden zwei Jahren für den Holunder- und Obstanbau in Kettig werben – Gelungene Inthronisation bei Hof- und Scheunenfest des MGV „Cäcilia“ Kettig
KETTIG. (sil) Lange hat sie auf diesen Moment gewartet: Beim Hof- und Scheunenfest des MGV „Cäcilia“ Kettig folgte nun der Amtswechsel. Maria I. (Maria Schmorleitz) wird in den kommenden zwei Jahren als Holunderkönigin für den biologischen Holunderanbau werben und auch ihren Heimatort repräsentieren.
Amtswechsel nach vier Jahren
Die 19-jährige Studentin löst Selina I. (Selina Schmehl) ab, die seit dem Jahr 2018 Holunderkönigin in Kettig gewesen ist. Eigentlich sollte diese auch für zwei Jahre für den Holunderanbau werben. Doch durch die Corona-Pandemie hatte sich die Amtszeit um zwei Jahre verlängert.
Ein bisschen hakte die Krone und wollte zuerst nicht so richtig aus Selinas Haaren. Doch dann gab sie diese bereitwillig an ihre Nachfolgerin Maria weiter. Die Krönung nahm Ortsbürgermeister Peter Moskopp gemeinsam mit Thomas Przybylla, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm vor, der Maria die Schärpe überreichte.
Holunderanbau ein Alleinstellungsmerkmal
Ortsbürgermeister Peter Moskopp erklärte, warum eine Holunderkönigin den Ort repräsentieren soll. Der Holunderanbau sei ein Alleinstellungsmerkmal von Kettig und habe den Ort über die Grenzen hinaus bekannt gemacht.
Als die ersten Holunder in Kettig angepflanzt wurden, seien die Landwirte belächelt worden. Doch inzwischen gäbe es mit rund 100 Hektar die größte Fläche mit biologischen Holunderanbau. Diese seien in den 1980er-Jahren entstanden. Holunder sei in vielen Produkten enthalten wie etwa in Coca-Cola und diene auch als biologischer Farbstoff. Bereits Römer hätte Holunder gekannt und Hildegard von Bingen habe seine heilende Kraft geschätzt.
Thomas Przybylla freute sich über die Inthronisation der neuen Königin. Kettig könne stolz darauf sein, was die Landwirte mit dem Anbau leisten würden. Die Verbandsgemeinde sei ein Diamant mit vielen Facetten meinte er in Hinblick auf die beiden Repräsentantinnen für den Obstanbau in der Verbandsgemeinde. Denn neben der Holunderkönigin kann die Nachbargemeinde Mülheim-Kärlich mit der Kirschblütenkönigin aufwarten.
Wertvolle Erfahrungen
Selina I. bedankte sich sowohl bei der Orts- und der Verbandsgemeinde und dem Team der Mittelrhein-Touristik der Verbandsgemeinde. Sie habe während der vergangenen vier Jahre wertvolle Erfahrungen gemacht und das Amt gerne ausgeübt. Sehr schöne Erlebnisse seien unter anderem die Teilnahme am Rheinland-Pfalz-Tag in Worms und beim Blumenkorso in Bad Ems gewesen.
Täglich erfrischender Holundersaft
Die 19-Jährige Maria Schmorleitz stellte sich als “Ketscher Mädche von der Bachstraße“ vor. Ihr Vater, ein Kettiger Landwirt, habe im Jahr 1989 mit dem Holunder-Anbau begonnen. Fast täglich trinke sie gerne Holundersirup mit Sprudelwasser. Die Mischung sei sehr erfrischend. „Ich möchte den Holunderanbau in Kettig über die Region bekannt machen“, nannte sie als Motiv, warum sie sich bereits vor mehr als zweieinhalb Jahren für das Amt beworben habe.
Im Interview mit dem Mitteilungsblatt Weißenthurm schilderte ihre Mutter Rosi Schmorleitz, dass ihr Mann Werner im Alter von 17 Jahren den Betrieb von seinem Vater übernommen habe und neben dem Anbau von Kirschen, Zwetschgen und Äpfel sowie Getreide auf Anregung von Wilfried Rönz auch mit dem Holunderanbau begann und inzwischen über mehrere Hektar von Feldern mit Holunderbäumen verfügt.
In den 70er-Jahren habe der Landwirt Wilfried Rönz sich nach einer Fahrt in die Steiermark in Österreich dazu entschlossen, Holunder anzubauen und – da eine Firma größere Mengen abnehmen wollte – auch andere Landwirte zum Mitmachen bewegt, die sich dann in einer Anbaugemeinschaft in den 90er-Jahren zusammenschlossen.
Rückschläge erlitt der Anbau im Jahr 2015 durch die Verbreitung des Schädlings Kirschessigfliege und den Import von Holunder aus Ländern mit Billiglöhnen.
Nachfrage steigt wieder
Einige Landwirte hätten in der Folge auch die Produktion aufgegeben. Die Familie Schmorleitz machte jedoch weiter. Inzwischen sei die Nachfrage wieder gestiegen durch die Wertschätzung des biologischen Anbaus.
Holunder könne zweimal im Jahr geerntet werden und zwar Ende Mai die Blüten, die zu Sirups, Gelees, Liköre und Cocktails weiter verarbeitet werden sowie die Früchte, die Ende September geerntet werden, und aus denen auch Gelee, Liköre, Holundersaft oder Wein hergestellt werden können. Die Produkte verkauft die Familie Schmorleitz übrigens von Juni bis August im eigenen Hofladen in der Bachstraße 11.
Die Inthronisation der neuen Majestät erfolgte im Rahmen des Hof- und Scheunenfestes in der Neugasse, das der MGV „Cäcilia“ Kettig bereits zum 6. Mal ausgerichtet hatte. Die Kettiger freuen sich natürlich auf die schönen Liedbeiträge des Männerchors sowie die große Pfannen, in denen die „Schnibbelchen“, also dünne Fleischstreifen mit Bratkartoffeln gebraten werden. Werner Erbar, stellvertretender Vorsitzende des MGV bedankte sich für die Unterstützung vor allem der aktiven Vereinsmitglieder und deren Partnerinnen und den Mitgliedern der Kirmesgesellschaft, ohne deren Hilfe es nicht möglich wäre, das Fest auf die Beine zu stellen.
Zur Inthronisation gratulierten übrigens auch einige befreundete Majestäten und zwar die Mülheim-Kärlicher Kirschblütenkönigin Marina I., die Leutesdorfer Weinkönigin Nina I. und Bacchus Markus, Weinprinzessin Maja Treis aus Zell an der Mosel sowie Repräsentanten vom Bad Emser Batholomäusmarktverein. Auch die ehemalige Kettiger Holunderkönigin Andrea überbrachte ihre Glückwünsche.
Quelle: Mitteilungsblatt Weißenthurm, Nr. 25, 21.06.22
Foto: Silvin Müller