Blumen in einer Schale trugen die Jugendlichen aus der Realschule plus zum Gedenkstein
(cab). Herzliche Begrüßungsworte richtete Ortsbürgermeister Peter Moskopp unter anderem an die Vertreter der christlich-jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit, wozu unter anderem auch Django Reinhardt aus Koblenz gehörte, an die Herren Ries und Joseph Pasternak (Kantor) von der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, an das Mitglied des Fördervereins Mahnmal Koblenz, an die Repräsentanten der Fraktionen des Gemeinderates, an den Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Georg Hollmann, seinen Stellvertreter Thomas Przybylla sowie an den Stadtbürgermeister von Weißenthurm, Gerd Heim.
Die große Besuchergruppe auf dem Kettiger Godilda-Platz wurde ergänzt von den örtlichen Beigeordneten Ulla Jungblut und Wolfgang Höfer, dem Pfarrer Manfried Rademacher aus Weißenthurm und der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates Brigitte Nickenich, den beiden Landtagsabgeordneten Dieter Klöckner und Josef Dötsch sowie durch zahlreiche Bürger und Bürgerinnen mit den früheren Bürgermeistern Hans Höfer und Norbert Hansen, der Schulleiterin Gisela Möhlig-Hillesheim, FWS-Geschäftsführer Dr. Alfred Marmann und der KiTa-Leiterin Flerus-Vickus. Peter Moskopp begrüßte und bedankte sich bei Gerhard Elingshäuser, dem fleißigen Heimatforscher, der auch in dieser Angelegenheit wichtige Informationen lieferte, sowie bei den Spendern und Spenderinnen des Geldes, die es ermöglichten, den Gedenkstein und die »Stolpersteine« mit den Namensgravuren zu finanzieren, die vom Kölner Bildhauer Günter Demnig hergestellt und auf dem Platz eingesetzt wurden, wo früher das Wohnhaus der Familie Veit stand. Zweifellos war es eine würdige Gedenkstunde, die auf dem Platz des vormaligen Wohnhauses der
Familie im Gedenken an Erna (51), Julius (50), Arthur (18) , Manfred (13) und Karl (8) stattfand. Die Familie Veit waren wohl die letzten jüdischen Kettiger Einwohner im Jahre 1942, die aus ihrem Haus entfernt, in ein Elendsquartier in Urmitz/Bahnhof gebracht und später auf dem Lützeler Bahnhof mit anderen Juden »in den Osten« deportiert und schließlich im Konzentrationslager Sobibor in Polen ermordet wurden. »Als Jugendlicher habe ich mir oft die Frage gestellt, wo die Menschen sind, die einst hier lebten und die Synagoge im Ort besucht haben. Erst in der Schule wurde uns der »Holocaust« vor Augen geführt und ich stellte mir immer wieder die Frage, warum man in Kettig nicht diesen im Nazi-Regime umgebrachten Mitbürgern und Mitbürgerinnen in gebührender Form gedachte. Mein Patenonkel hat mir Mut gemacht und mich aufgefordert, die Idee mit einem Gedenkstein zu realisieren«, erläuterte Peter Moskopp. Bei seinem Vorhaben fand er unbedingte Unterstützung bei den Fraktionen, die dann im Juni des vergangenen Jahres einem Beschluss zustimmten, mittels einer Bronzetafel in einem Steinblock und der »Stolpersteine« den Opfern des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte zu gedenken. Sowohl Peter Moskopp als auch Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hollmann und mit ihnen auch der Künstler Günther Demnig sind der Überzeugung, dass damit die Familie Veit jetzt ihren Namen im Ort zurück bekommen hat. »Geschichte wiederholt sich nicht, aber wenn alte Probleme in neuem Gewand wieder auftauchen und Rechtsradikalismus, Fremdenhass und nationalsozialistisches Gedankengut wieder um sich greift und heute wieder Minderheiten wie Roma und Sinti, Behinderte, Homosexuelle und auch Juden das Existenzrecht abgesprochen wird, dann ist es Zeit zum Handeln«, erklärte Peter Moskopp. VG-Bürgermeister Georg Hollmann gab bei seiner Ansprache zu erkennen, dass sich der Vergangenheit gestellt werden muss und die Schrecken des Krieges und des faschistischen Terrorregimes niemals vergessen werden dürfen. Der Opfer und der Leidtragenden zu gedenken und immer wieder aufs Neue zu mahnen, damit Rassenwahn, Verfolgung und das Morden an Juden und anderen Bevölkerungsgruppen nie wieder auch nur ansatzweise zur Geltung kommen, dafür müssen wir uns einsetzen. Das stetige Erinnern und wiederkehrende eindringliche Mahnungen, rechtem Gedankengut zu widersprechen und Tendenzen zum Rassenhass und Intoleranz einen Riegel vorzuschieben, dies sollte eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft sein«, betonte Hollmann. Eine Akkordeonkünstlerin spielte wehmütig-klagende Lieder sowie das inständige Gebet von Kantor Joseph Pasternak, der all seiner umgebrachten Glaubensbrüder und -Schwestern gedachte, sowie die erläuternden Hinweise von Rektorin Gisela Bertram von der Realschule plus in Weißenthurm und einigen ihrer Schüler und Schülerinnen zu deren verantwortungsbewusst realisiertem Projekt gehörten ebenfalls zum Ablauf der Feierstunde. In ihrer anschaulichen Dokumentation hatten sich die Jugendlichen mit den damaligen Judenverfolgungen und der Vernichtung von Millionen von Menschen während der Hitler-Diktatur beschäftigt und dies in eindringlicher Form dargestellt. Die Enthüllung des Gedenksteines und das Einsetzen der fünf Stolpersteine auf dem Godilda-Platz durch Günther Demnig waren schließlich die beeindruckenden Schlusssequenzen einer Gedenkfeier, die alle Teilnehmer sichtlich bewegt hat.
Quelle: Linus Wittich Verlag Mitteilungsblatt für den Bereich Weißenthurm.