Der flächenmäßig größte „Landesverband“ des Deutschen Schachbundes ist der 1951 gegründete Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB). Ihm gehören 16 Vereine mit rund 400 aktiven Mitgliedern an. In Rheinland-Pfalz gibt es keinen speziellen Schachklub für diesen Personenkreis, das heißt aber nicht, dass es hier keine sehbehinderten oder blinden Schachspieler gibt. Sie spielen entweder in Köln/Bonn, Frankfurt, Heidelberg und/oder im örtlichen Schachklub. Das königliche Spiel ist hervorragend dazu geeignet, Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Der Kampf ums „Matt“ lässt schnell vergessen, dass der Gegner nicht sehen kann, was auf dem Brett geschieht. Kürzlich erlebten acht Spieler des Schachclubs Kettig, dass diese Aussage der Realität entspricht. Sie spielten bei einem Vergleichskampf im Gustav-Heinemann-Haus in Bonn-Tannenbusch gegen Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenschachklubs (BSSK) Köln-Bonn. Damit ein blinder Mensch Schach spielen kann, benötigt er ein spezielles Brett, bei dem in jedes der 64 Felder ein kleines Loch gebohrt wurde. Die schwarzen Felder sind etwas höher als die weißen. Die Figuren werden wie bei einem Reiseschachspiel gesteckt. Um die Farben unterscheiden zu können, haben die schwarzen Steine eine kleine Kugel auf der Spitze. Auch die Schachuhr weist einige Besonderheiten auf: Die Glasscheiben vor den relativ breiten Zeigern fehlen und auf den Zifferblättern sind fühlbare Punkte, damit man die Restzeit abtasten kann. Spielen zwei Blinde gegeneinander oder spielt einer gegen einen „sehenden“ Menschen, wird auf zwei Brettern gespielt und die Züge werden laut angesagt. Zur Notation benutzen einige eine Blindenschrift-Schreibmaschine und andere ein Diktiergerät. Damit der „Nichtsehende“ die Spielstellung beurteilen kann, berühren seine Hände fast ständig das Brett und tasten die Figuren ab. In dem Moment, wo ein Stein aus seinem „Loch“ gezogen wird, gilt das im übertragenen Sinne als „berührt“. Im November 2003 fand bereits ein Treffen gleicher Art im „Rhein-Hotel“ in Weißenthurm statt. Zustande gekommen sind die Kontakte durch den in Weißenthurm lebenden, fast blinden Schachspieler Hans-Peter Engel, der beiden Vereinen angehört. Beim Kampf in Bonn wurde in zwei Runden mit jeweils einer Stunde Bedenkzeit pro Spieler gespielt. Die erste Runde entschieden die Kettiger Spieler Thomas Hönig, Manfred Sorger, Harald Mehlem, Carl Zittro, Otto Rausch, Rolf Boettiger, Patrick Schlecking und Lars Offermann mit 6 : 2 für sich. Die Zweite endete mit einem 4 : 4. In der Pause und nach dem Kampf gab es reichlich Gelegenheit zur Diskussion über die gespielten Partien und zum persönlichen Gespräch. Der BSSK Köln-Bonn feiert im kommenden Jahr sein 25-jähriges Bestehen mit einem Turnier in Bonn. Dabei werden die Kontakte zwischen beiden Vereinen weiter vertieft.