AWO und Naturfreunde Kettig feierten Weltfrauentag – Festliches und Kulinarisches – Ortsgemeinde Kettig

AWO und Naturfreunde Kettig feierten Weltfrauentag – Festliches und Kulinarisches

Auch kulinarische Köstlichkeiten wurden den Gästen angeboten. Foto: FF

In Kettig hatte am vergangen Samstag die Arbeiterwohlfahrt (AWO), gemeinsam mit den Naturfreunden Kettig zu einem gemütlichen Kaffee & Kuchennachmittag eingeladen. Im Mittelpunkt stand dabei der internationale Weltfrauentag, der jedes Jahr am 08. März gefeiert wird. Zu den Anwesenden zählte auch eine kleine Gruppe afghanischer Frauen, die den Besuchern im Verlauf des Nachmittags ihre Kultur vorstellten und vom täglichen Leben der Frauen am Hindukusch berichteten. Neben Ortsbürgermeister Norbert Hansen, folgte auch der Landtagsabgeordnete Dieter Klöckner der Einladung der beiden Kettiger Vereine. Als SPD-Mitglied im Fachausschuss Gleichstellung und Frauenförderung im Landtag fand er besonders lobende Worte für Organisatorin Beata Hillesheim, „die mit der Veranstaltung einen Beitrag zur Integration ausländischer Mitbürger in Kettig leistet“. In Kettig leben derzeit 3,5 Prozent Ausländer (Landesdurchschnitt 6 Prozent) aus insgesamt vierzig verschiedene Nationen. Aber auch als Mitglied der Naturfreunde und in seiner Funktion als Ortsvorsitzender der AWO Vallendar hatte er eine ganz besondere Beziehung zur Thematik des Nachmittags.

Zu seiner und der Überraschung der anwesenden Gäste, führten die afghanischen Frauen im Anschluss einem landestypischen Tanz vor. Zu fremden und orientalischen Klängen bereiteten sie so einen Einstieg in die afghanische Kultur. Gekleidet waren die Frauen in der traditionellen und farbenfrohen Paschtoun Tracht. Der Stamm der Paschtoun ist nur einer von insgesamt 52 verschiedenen Stämmen in dem 650.000 qkm Land zwischen Iran, Pakistan und Usbekistan.

Mit großer Spannung erwartet, berichtete im Anschluss Gaby Kohns-Omar vom Leben und insbesondere vom Alltag der Frauen, in Afghanistan. Die 44-jährige Kettigerin ist seit 10 Jahren mit einem Afghanen verheiratet und besuchte vor 4 Wochen die Familie ihres Mannes. Nachdem das Land sich über 20 Jahre im Bürgerkrieg befand, sind es vor allem die Frauen, die unter den Kriegsfolgen leiden. Unter den Taliban durften sic weder arbeiten, noch Schulen besuchen. Nicht einmal der Gang auf die Straße, ohne Mann, war ihnen erlaubt. Kehrten die Männer in den vergangen Jahren aus dem Krieg nicht mehr zurück, waren die Frauen ohne Möglichkeit, sich und die Kinder zu versorgen. Somit sind sie stets darauf angewiesen, von der Familie mitversorgt zu werden. Diese Situation begründet auch die Tatsache, dass die Frauen- und Kindersterblichkeit in Afghanistan besonders hoch ist.

Die Familie bzw. Freunde sich auch zuständig, wenn ein Familienmitglied ins Krankenhaus kommt. Unvorstellbar für uns, gibt es dort keine Rundumversorgung und so werden Speisen und Getränke und selbst Decken für die kalten Nächte in das kaum beheizte Krankenhaus gebracht. Aber Gaby Kohns-Omar konnte auch von positiven Entwicklungen berichten, etwa der Tatsache, dass nun erste Schulen eingerichtet werden, in denen auch Frauen in den Genuss von Bildung kommen. Wenn derzeit auch noch 3 Generationen in einer Schulklasse sitzen, so ist das Ganze für afghanische Verhältnisse bereits revolutionär. Trotz erster Ansätze glaubt sie, dass es noch 20 bis 30 Jahre dauern wird, dass Frauen in der Gesellschaft eine ähnliche Stellung wie in unserer Kultur inne haben werden.

Als Deutsche schlug ihr in Kabul eine Welle der Herzlichkeit entgegen. Sie ist fest davon überzeugt, dass dies den deutschen Soldaten zu verdanken ist. Als Friedenstruppe eingereist, unterstützen sie die Bevölkerung vor allem mit praktischer und unkonventioneller Hilfe. Davon konnte sie sich persönlich überzeugen „Als am Stadtrand ein Mann an einem Schlangenbiss zu sterben drohte, verständigte ich die Bundeswehr. Keine fünf Minuten hatte es gedauert, bis der Mann von den deutschen Soldaten ins Feldlazarett gebracht und versorgt wurde“. Nach den spannenden Ausführungen die von Gaby Kohns-Omar so lebendig vorgetragen wurden, als sei der Zuhörer selbst dabei gewesen, konnten sich die Gäste bei Sambosa, Pakawra und Chaolaischrion stärken. Viel Mühe hatten sich die afghanischen Frauen gemacht, um den Nachmittag mit dem fremden Geschmack von Hackfleisch in Blätterteig, in Teig ummantelten und frittierten Auberginen und einen von Zucker, Mandeln und Pistazien verfeinerten Reisbrei, abzurunden. Immer wieder musste Fatana Hillesheim den interessierten Hausfrauen die Rezepte verraten. Den Unterschied zur deutschen Küche sieht sie vor allem in der Verwendung von Lammfleisch, Gemüse und viel Reis.

Internationaler Weltfrauentag geht auf das Jahr 1911 zurück Am 08. März eines jeden Jahres gehen Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte zu kämpfen. Zum ersten Frauentag 1911 kamen in Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz, Deutschland und in den USA Frauen zu Demonstrationen und Versammlungen zusammen. Im Mittelpunkt damals stand die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Seitdem orientieren sich die Forderungen in jedem Jahr an der aktuellen politischen Lage des einzelnen Landes. Es geht um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt, verstärkten Kampf gegen Diskriminierung. Der Internationale Frauentag war in seinen Anfängen eng verknüpft mit der Sozialistischen Arbeiterinnenbewegung, löste sich jedoch über die Jahre von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen und wurde zu einem Tag der Rechte der Frau.

– FF –